Notrufe der Kinderseele – SOS- Botschaften erkennen und verstehen

Wir kennen sie alle, diese Momente wo wir als Eltern genervt von unseren Kindern sind. Uns ohnmächtig fühlen oder sogar uns Fragen, wie soll das nur weiter gehen und genau über diese Emotionen kommst du wieder in Verbindung mit dir und deinem Kind.

Ich mag dich mitnehmen wie du eine Kinderseele dabei unterstützen kannst, sich gesehen, sicher & geborgen zu fühlen.

Jedes Kind, jeder Mensch ist ein soziales Wesen und möchte dazugehören, geliebt werden, gesehen werden, wirkfähig, wichtig sein und einen sicheren Platz haben. (Alfred Adler)

Heute möchte Tools aus meiner Ausbildung zum individualpsychologischen Elterncoach mit dir teilen, die ich für sehr nützlich halte.

Damit möchte ich dich einladen, genauer hinzuschauen, dich ermutigen, dran zu bleiben und dich inspirieren, neue Lösungen für dich und deine Familie zu finden und auszuprobieren.

Ich stelle mir unsere Familie immer wie ein Schiff vor.

Im Familienschiff erleben wir Gemeinschaft, Zugehörigkeit und gehören dazu.

Jeder hat seinen sicheren Platz und darf wirkfähig sein und fühlt sich sicher.

Wir schippern gemeinsam durch den Strom des Lebens. Bis die Kinder in die Welt ziehen und ein eigenes Familienschiff gründen.

Auf dem Fluss des Lebens kann es passieren, dass wir uns am Ufer verhaken oder ein Sturm aufzieht.

Die Eltern sind wie die Kapitäne dieses Schiffes. Sie behalten das Ziel im Auge und lenken das Schiff immer wieder auf Kurs.


Die Eltern, Lehrer*innen, Trainer sowie die Menschen, die Kinder begleiten, sind in der Verantwortung für die Gemeinschaft.


Sie begeben sich oft in die Beobachterperspektive und schauen von
oben auf das Familienschiff herunter. Erkunden die Bedürfnisse der Mannschaft und halten stets ein Auge darauf, ob die Mannschaft
mehr Gemeinschaft oder mehr Freiheit
(Eigenverantwortung) braucht.


Nicht mehr auf Kurs?


Wenn sich ein Kind aus unserer Sicht «danebenbenimmt», fühlt es
seinen sicheren Platz nicht mehr.

Es fühlt sich aus dem Kreis der Gemeinschaft hinausgeworfen. Dass muss nicht durch dich passiert sein, das kann in der Schule gewesen sein, mit den Freunden, durch eine Bemerkung etc.

Es ist immer die Interpretation des Kindes und seine Emotionen haben einen Sinn.

HIER IST DIE KINDERSEELE SO SCHLAU, AUF SICH AUFMERKSAM ZU MACHEN.

Wenn sich das Kind nicht mehr integriert fühlt in der Gemeinschaft oder zu wenig Freiheit hat, hilft sich das Kind mit folgendem Verhalten
auf sich aufmerksam zu machen.

Es bittet mit seinen Verhalten, um
Hilfe. Es sendet SOS-Botschaften an uns.
Dies gilt übrigens auch für Erwachsene.

Kommen diese Notrufe immer wieder, lohnt es sich, genauer hin zu schauen, um herauszufinden, wo dein Kind sich nicht verstanden oder gesehen fühlt.

Ich möchte ich dir vier häufige Notrufe der Kinderseele erklären und meine Erfahrungen mit dir teilen:

SOS-Botschaft No. 1:

Aufmerksamkeit – “Bitte nimm mich wahr”


Das Kind sucht immer wieder nach Aufmerksamkeit. So nach dem
Motto: «Hallo, seht ihr mich? Schau doch mal, bin ich nicht toll?»
Oder es stellt sich extra ungeschickt an.

Das Kind bekommt dann ständig Aufmerksamkeit für sein «Fehlverhalten».

  • Leert ständig etwas aus.
  • Stellt sich dümmer hin, als es ist etc.
  • oder möchte ständig Applaus und gesehen werden.

Die Kinderseele braucht Aufmerksamkeit, und es ist ihr egal, ob sie die positiv oder negativ bekommt.

Aus Sicht des Kindes:

Hauptsache ich werde gesehen.

Die Kinderseele schreit: «Ich will dazugehören und gesehen werden. Ich will mitwirken.»

Bei uns Begleitern kommt dann das Gefühl von:
Es nervt mich. Es ist lästig und verärgert einen.

Verhalte dich wie folgt:
Vermeide nun als Begleiter zu nörgeln und zu schimpfen. Vermeide das Kind zu verscheuchen, sondern probiere, es zu integrieren.

Zum Beispiel, indem du mit deiner Freundin weitersprichst und dein Kind umarmst. Wenn es das Glas ausleert, du nicht nörgelst, sondern
deinem Kind einen Lappen gibst und ihm hilfst aufzuwischen.

HILFREICHE UNTERSTÜTZER:
Beobachten. Gut atmen. Nicht gleich reagieren, sondern tief ein- und ausatmen und beobachten, was du denkst, was für Gefühle in dir hochkommen.

NÜTZLICHE TIPPS:

  • Das Kind mehr in den Alltag miteinbeziehen.
  • Energien und Aufmerksamkeit geben in das, was gut läuft.
  • Gemeinsame Zeit verbringen.
  • Ermutigende Haltung: Du bist okay. Ich liebe dich. Du schaffst
    es. Es ist schön, dass es dich gibt.
  • Keine Perfektion. Wir und unsere Kinder müssen nicht perfekt
    sein.
  • Fehler als Helfer sehen. Eigene Fehler zugeben.


SOS-Botschaft No. 2:

Macht – “Ich kämpfe, also nimm mich wahr!”


Das Kind will Macht. «Hallo, ich bin auch noch da. Seht ihr mich?» Es kämpft.
“Ich bin kein Baby mehr und möchte gerne mehr Freiheit.”

Diese Kinder fühlen sich oft eingeengt und möchten mehr mitentscheiden. Sie suchen Streit, weil sie mit der Lösung nicht einverstanden sind. Sie gehen in den Kampf.

Ein Beispiel dafür:
Ihr seid im Schwimmbad. Dein Kind ist vergnügt im Wasser. Es wird aber Zeit nach Hause zu gehen. Du zum Kind: «Nico, komm aus dem
Wasser. Wir wollen nach Hause!»
Dein Kind taucht einfach ab, schwimmt davon.

Deine Wut steigt hoch.
Ihr kennt sicher solche Szenen, die sich hochschaukeln – und am Schluss war der tolle Ausflug durch den Machtkampf am Schluss
überschattet.

Die meisten Eltern kennen solche Machtkämpfe im Familienalltag.

Sie brauchen viel Energie und führen oft zu schlechter Stimmung. Wir fühlen uns ohnmächtig, und es kostet viel Zeit und Kraft.

Am Schluss gibt es immer einen Gewinner und einen Verlierer, was den Konfliktherd nur noch mehr anfeuert.

Aus Sicht des Kindes:

Ich will Macht und mehr Autonomie.

Der Hilfeschrei des Kindes ist: “Ich will selbstständig sein! Ich möchte in meinem Rahmen mitentscheiden.”


HILFREICHE UNTERSTÜTZER:
Atme tief durch. Beobachte, in welchen Situationen du anfängst zu streiten und zu schimpfen, oder du einfach aufgibst.

Hier ist es wahrscheinlich an der Zeit, neue Lösungen Und Abmachungen für eure Familie zu suchen.

Wir reichen dem Kind die Hand.

Das Kind braucht Ermutigung.

Wir lassen den Kampf los, bewusst, ohne die Führung abzugeben.

Wir geben dem Kinder Orientierung und Halt. Dies stärkt das Vertrauen.

Wir als Eltern brauchen auch Unterstützer und Ermutiger.

In einer Elterngruppe kannst du gemeinsam in Co-Kreation nach neuen Lösungen suchen, und du erhältst Rückhalt.

Wenn du magst, kannst du auch deinen ständigen Machtkampf im Kommentarfeld notieren, und wir suchen gemeinsam nach alternativen Lösungen.

So nach dem Motto Starkes WIR, Starkes ICH.


NÜTZLICHE TIPPS:

  • Aus dem Machtkampf aussteigen:Ich habe keine Lust mit dir zu streiten. Wenn wir beide uns beruhigt haben, suchen wir gemeinsam eine Lösung, die für uns beide stimmt.”
  • Wahlmöglichkeit geben. Es ist immer wichtig dem Kind die Wahl zu lassen. Findest gemeinsam 3-5 Möglichkeiten, die das Kind ausprobieren könnte.
  • Emotionen zuerst abkühlen lassen und in einem ruhigen Moment, neue Lösungen und Strategien herausfinden.
  • Gespräche führen. Bedürfnisse der Kinder abholen. Dein Bedürfnis für dich als Elternteil herausfinden.
  • Mit grösseren Kindern ein Gespräch über Verantwortung und Freiheit führen. Wer Verantwortung übernehmen kann, hat auch mehr Freiheiten.

DAMIT KÖNNTET IHR DIE GESCHILDERTE SITUATION IM SCHWIMMBAD GANZ ANDERS GESTALTEN:
Schon vor dem Schwimmbad, die Uhrzeit festlegen, wann es wieder nach Hause geht. Das Kind fragen, wie viel vorher es gerne informiert werden möchte.

– Es hilft auch die Frage: Wie viel Male möchtest du noch vom Turm springen, bevor wir nach Hause gehen?
– Bei grösseren Kindern könnte es auch sein: “Ich gehe mich jetzt umziehen. Wir treffen uns um …, beim Ausgang. Ich freue mich, dich pünktlich dort zu sehen.”
– vielleicht ist es auch alt genug, mal alleine mit Freunden ins Schwimmbad zu gehen

SOS- BOTSCHAFT No. 3

RACHE- „Ich will Gerechtigkeit und Fairness.“

Kinder die Rache ausüben, müssen irgendwo unten durch und vertrauen dem Kapitän nicht mehr.

Haben oft aus ihrer Sicht ungerechte Strafen erlebt. Fühlen sich ungerecht und unfair
behandelt.

Das Kind denkt: «Ich lass mich nicht unterdrücken. Ich hole mir aus meiner Sicht Gerechtigkeit.»

Es schlägt zurück oder übt seine Rache an schwächeren Personen aus.

So nach dem Motto: «Auf mir wurde herumgehackt und jetzt hacke
ich auf den nächsten Schwächeren.»

Hier weiß das Kind, dass es gegen die Grösseren gar keine Chance hat. Wut und Groll spielen hier eine große Rolle.

Es könnte auch sein, dass dein Kind von einem anderen geplagt wird und weil

es aus seiner Sicht keine Chance hat, versteckt es vor ihm die Uhr, den Schlüssel oder macht von dem anderen Kind etwas kaputt.


Eine andere Situation könnte auch sein, dass dein Kind aus seiner Sicht immer wieder eine Ungerechtigkeit von einem Lehrer erlebt.


Irgendwann kommt es auf die Idee, das Auto des Lehrers zu zerkratzen. Weißt du was ich meine? Erinnerst du dich an solche Momente – auch in deinem Leben – zurück?

Auch wir Erwachsene bestrafen uns oft auch in unseren Beziehungen. Weil eine Erwartung von uns nicht erfüllt wurde, nehmen wir subtil Rache, in dem wir aus der Beziehung zur anderen Person gehen.


Rache hat oft ganz viele Seiten. Es lohnt sich, sich Zeit zu nehmen und genau zu beobachten, hinzulauschen und die verschiedenen Gesichtspunkte zu analysieren und zu lauschen.

Aus Sicht des Kindes:

Ich will gehört werden. Ich will Gerechtigkeit. Es ist unfair.

Der Hilfeschrei des Kindes ist: “Ich will Gerechtigkeit! Ich will gehört werden. Ich werde nicht gesehen und verstanden! Es ist nicht fair!”

HILFREICHE UNTERSTÜTZER:

  • Als Erwachsener nicht zurück verletzen, auch nicht verbal. Falls es sich um Rache handelt, eine Abkühlphase einberufen.
  • Falls bei dir Groll aufkommt gegen dein Kind, suche dir einen Erwachsenen/Freund, der dir einfach einen Moment lauscht.
  • Den das erste Gefühl schlägt oft zurück, erstarrt oder rennt davon.
  • In einem ruhigen Moment ein Gespräch führen: “Ich weiß. nicht, was passiert ist. Die ganze Situation ist komplexer, als es hier aussieht.”

NÜTZLICHE TIPPS:

  • Beobachte dein Kind, wo es Strafen/unfaire Situationen erlebt, die es als ungerecht erlebt. Die Interpretation deines Kindes zählt.
  • In ruhigen Moment Konfliktgespräche führen. Bitte dein Kind, dir alles zu erzählen, was es ungerecht empfindet und lausche ihm einfach.
  • Der schwierigste Teil hier ist keine Tipps zu geben, nicht zurückzuschlagen auch nicht verbal sondern einfach alles anhören und lauschen. (Nur durch lauschen, können schon Wunder passieren)
  • Anschliessend könnt ihr gemeinsam nach Lösungen suchen.
  • Lebe ihm Respekt vor. Altersgerechte Gespräche über Respekt führen. Hier hat jeder eine individuelle Meinung, was für ihn Respekt ist.
  • Vertrauen zu deinem Kind wiederaufbauen
  • Sich ehrliche und lauschende andere Erwachsene mit ins Boot holen.
  • Wenn die Kinder stark entmutigt sind, kann es sein, dass wir es als Eltern auch sind.
  • Falls es Sachschaden gibt, bitte deinem Kind deine Unterstützung an, es wieder in Ordnung zu bringen. Biete deinem Kind Wahlmöglichkeiten an. Es gibt immer mehrere Lösungen.
  • Bei der Rache ist es sehr sehr wichtig die Tat, die dein Kind gemacht hat, deinem Kind zu unterscheiden. Dein Kind ist mit seinen Gefühlen okay, die Tat evtl. nicht und darf wieder in Ordnung gebracht werden.
  • Wo braucht dein Kind mehr Mitbestimmung, wo braucht es klarere Abmachungen evtl. mit Konsequenzen, die ihr gemeinsam vereinbart?
  • Wo brauchst du Unterstützung?
  • Ist der Konflikt mit einem Lehrerin, einer Lehrerin, sucht das Gespräch. Wenn die Lehrer*in keine drei positiven Eigenschaften deines Kindes aufzählen kann, ist ein Lehrerwechsel vielleicht eine Alternative.
  • Glaube an dein Kind. Sein Verhalten musst du nicht okay finden, es aber auch nicht bestrafen.

SOS-Botschaft No 4

Aufgeben, unfähig sein.

Ich will Kompetenzen und will wirkfähig sein.

Es gibt Kinder oder auch Erwachsene, die sehr schnell aufgeben, sobald Schwierigkeiten auftauchen. «Ich kann das nicht.»

Es sind oft auch Kinder, die zum Beispiel in Klassen nicht auffallen, weil sie so stark angepasst sind.

Es sind Kinder, die stark entmutigt sind und sich nichts zu trauen. Dieser Punkt kann auch einfach in einem Teilbereich sein.

Aus Sicht des Kindes:

Ich will Kompetenz. Ich will wichtig sein.

Der Hilfeschrei des Kindes ist: „Ich will Kompetenzen haben! Meine Kompetenzen haben keinen wer! Ich bin nicht wichtig.
Ich will kompetent sein. Helft mir, ich glaube nicht mehr an mich»

HILFREICHE UNTERSTÜTZER:

Bei uns Eltern kommt oft der Gedanke: Das Kind packt das nicht. Es hat alles keinen Sinn.

Als Eltern fühlen wir uns hoffnungslos und verzweifelt.

Eine ungute Reaktion ist, das Kind aufzugeben und es zu bestätigen, dass es unfähig ist.

Auch Sätze wie, dass liegt halt bei uns in der Familie, sind nicht förderlich.

NÜTZLICHE TIPPS:

  • Dranbleiben, gemeinsam Lösungen suchen
  • kein Mitleid mit deinem Kind haben, sondern Emphatisch und zugewandt bleiben
  • Deinem Kind wirklich zuhören und es ermutigen. Es verstehen wollen.
  • Kleine Fortschritte beachten
  • ein Ermutigungsprogramm starten
  • andere Erwachsene ins Boot holen, die dein Kind neutraler sehen und es dadurch besser unterstützen können
  • Die Kraft der Ermutigung
    Um eine kraftvolle Haltung für dein Kind zu entwickeln, helfen dir sicher diese Zitate aus dem Buch “Die Kraft der Ermutigung” von Jürg Frick.
  • Das Gegenüber annehmen und bestärken: «ICH NEHME DICH WIE DU BIST.»
  • Zuversicht vermitteln:
    «ICH WEIß, DASS DU ES KANNST.»
  • Schritte als Fortschritte anerkennen:
    «ICH SEHE, DASS DU DARAN ARBEITEST UND FORTSCHRITTE MACHST.»
  • Wertschätzung:
    «ICH WEISS DICH ZU SCHÄTZEN.»

Ich möchte dich einladen bei dir und deiner Familie genau hinzuschauen, dich ermutigen dir Menschen zu Hilfe zu nehmen, die dir guttun und ehrlich mit dir sind. Wir sind alle gemeinsam auf dem Weg.

Im Online-Kurs Familiendynamik gehe ich noch tiefer auf dieses Thema ein und erkläre, wie du die wichtigsten KernBedürfnisse eines Kindes nähren kannst.

Notrufe der Kinderseele – SOS- Botschaften erkennen und verstehen

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