Wenn du nur dann gefragt wirst, wenn man etwas braucht – und nie, wenn das Leben lacht
Viele Menschen erzählen mir im therapeutischen Raum:
„Alle kommen zu mir, wenn sie etwas brauchen – aber wenn gefeiert wird, bin ich nicht dabei.“
Dieser Text ist für genau diese Menschen. Es ist ein Text für Menschen, die oft gefragt werden jedoch selten eingeladen.
Für alle, die sich oft unersetzlich fühlen, wenn’s schwer ist, aber ersetzbar, wenn’s leicht wird.
Für alle, die nur gefragt werden, wenn man was braucht – und nie, wenn das Leben lacht.
Dieser Text ist eine Einladung, sich selbst wieder einzuladen, ins Leben, in die Freude, in echte Zugehörigkeit.

Es gibt Menschen, auf die man sich verlassen kann.
Sie sind da, wenn es schwierig wird.
Wenn etwas getragen, gelöst, gehalten werden muss.
Sie hören zu, geben Rat, springen ein.
Und sie tun das mit einem großen Herzen –
nicht, weil sie müssen, sondern weil sie fühlen.
Doch oft tragen gerade diese Menschen
einen stillen Schmerz in sich:
Wenn das Leben tanzt,
wenn Freude geteilt wird,
wenn andere Pläne schmieden für Leichtigkeit und Lachen –
werden sie nicht gefragt.
- Sie werden gebraucht,
aber nicht eingeladen. - Gefragt, wenn’s brennt –
aber übersehen, wenn es leuchtet.
„Warum bin ich nicht dabei, wenn es schön wird?“
„Bin ich nur dann willkommen, wenn ich funktioniere?“
Vielleicht kennst du diese Fragen.
Vielleicht hast du gelernt, dass dein Platz der am Rand ist,
dort, wo man aushilft, aber selten mitsingt.
Ich möchte dir heute sagen:
Du bist nicht allein.
Und du bist nicht falsch.
Was du fühlst, hat einen Namen:
Es ist das Gefühl, instrumentalisiert zu werden.
Nicht böswillig – aber schmerzhaft.
Als wärst du wertvoll,
aber nur unter Bedingungen.
Und du fragst vielleicht – ganz zu Recht:
„Wie geht das anders? Wie werde ich eingeladen, wenn das Leben lacht?“
Es beginnt nicht bei den anderen.
Es beginnt bei dir.
Dort, wo du dich selbst einlädst.
In die Freude.
In das Sichtbar-Sein.
In das Dazugehören, das nicht von Leistung kommt.
Vielleicht braucht es den Mut,
nicht nur verfügbar zu sein –
sondern auch Bedürfnisse zu zeigen.
Nicht nur zu geben –
sondern auch zu wünschen.
Es ist kein lauter Schritt.
Aber ein mutiger:
Dich selbst für würdig zu halten,
mitzufeiern.
Mitzugehören.
Nicht weil du etwas tust.
Sondern weil du bist.
Und wenn du beginnst, dich selbst einzuladen,
wirst du staunen:
Wer dir plötzlich die Tür aufhält.
Woher kommt das Gefühl, nur gebraucht – aber nicht wirklich gemeint zu sein?
Das Erleben, nur als „Helferin“, „Funktionierende“ oder „Nützliche“ gesehen zu werden, fällt nicht vom Himmel.
Es hat oft seinen Ursprung in früheren Prägungen.

Hier sind einige häufige Wurzeln:
Frühe Überverantwortung:
Als Kind hast du vielleicht gelernt, dich um andere zu kümmern – emotional oder praktisch. Vielleicht gab es wenig Raum für deine eigenen Bedürfnisse.
So wurde Fürsorge zur Überlebensstrategie – und später zur Rolle.
Elterliche Erwartungen und Lob für Leistung:
Wenn Liebe oder Anerkennung nur dann spürbar war, wenn du „brav“, „hilfsbereit“ oder „nützlich“ warst, hast du möglicherweise gelernt:
Ich bin nur dann wertvoll, wenn ich etwas leiste oder funktioniere.
Emotionale Vernachlässigung:
Vielleicht hast du nicht erlebt, dass deine Gefühle, Bedürfnisse oder deine bloße Anwesenheit willkommen waren.
Stattdessen wurdest du für deine Funktion gesehen – nicht für dein Wesen.
Rollenumkehr in der Familie:
Wenn du früh Verantwortung übernehmen musstest (z. B. für Eltern oder Geschwister), kann sich ein tiefes Muster entwickeln:
Ich muss stark sein. Ich darf nicht „brauchen“. Ich bin für andere da – nicht umgekehrt.
Erlernte Harmoniebedürftigkeit und Angst vor Zurückweisung:
Manchmal entsteht ein inneres Verbot, sich „in den Mittelpunkt“ zu stellen oder Bedürfnisse zu äußern – aus Angst, abgelehnt, belächelt oder ignoriert zu werden.
Gesellschaftliche Prägung
(besonders bei Frauen):
In vielen sozialen oder kulturellen Kontexten wird Fürsorglichkeit überbetont – und Freude, Wunsch, Anspruch oder Bedürftigkeit subtil abgewertet.
Das verstärkt den inneren Konflikt.
Diese Einsichten können Menschen helfen, ihre Geschichte zu verstehen – nicht um in ihr stecken zu bleiben, sondern um sich achtsam daraus zu lösen.
Impulse zur Selbstfürsorge und Auseinandersetzung:
Frage dich ehrlich: Wann fühle ich mich nur „gebraucht“ – aber nicht gesehen?
Schreibe Situationen auf, in denen du zwar präsent warst, aber nicht wirklich eingeladen oder wertgeschätzt wurdest – und wie sich das anfühlte.
Was wünsche ich mir eigentlich – und darf ich mir das erlauben?
Oft wissen wir sehr genau, was wir anderen geben möchten, aber weniger, was wir selbst brauchen. Nimm dir Zeit, diese Wünsche zu formulieren – ohne Scham.
Übe dich im Sichtbar-Werden – in kleinen Schritten.
Sag nicht nur „Ich bin da, wenn du was brauchst“, sondern auch mal: „Ich hätte Lust, mitzukommen.“ Oder: „Ich wünsche mir auch, eingeladen zu werden.“
Spüre deine Grenzen – und setze sie.
Wenn du immer verfügbar bist, merken andere nicht, wo du eigentlich stehst. Lerne auch mal „Nein“ zu sagen – nicht aus Härte, sondern aus Selbstachtung.
Frage dich: Welche alten Rollen spiele ich (noch), die mir heute nicht mehr dienen?
Vielleicht warst du schon früh „die Vernünftige“, „die Kümmernde“, „der Fels“ – erkenne, dass du heute auch andere Rollen leben darfst.
Umgib dich mit Menschen, die dich nicht nur brauchen – sondern dich auch mögen, wenn du nichts gibst.
Nähe darf leicht sein. Du darfst dich nach Beziehungen sehnen, die auf echter Gegenseitigkeit beruhen.
Erlaube dir Freude – auch ohne Einladung.
Warte nicht darauf, dass andere dich mitnehmen. Tu Dinge, die dir guttun. Lass dich nicht definieren durch Abwesenheit anderer, sondern durch deine eigene Gegenwart.
Du musst nichts beweisen, um dazugehören zu dürfen.
Du musst nicht erst gefragt werden, um willkommen zu sein.
Der erste Schritt ist kein lauter.
Aber er ist deiner. Lade dich selbst ein.
In dein Leben.
In deine Freude.
In deine Beziehungen.
Nicht irgendwann – jetzt.
Denn du bist mehr als das, was du gibst.
Du bist genug,
einfach weil du bist.
In Liebe
Sandra